In einer dynamischen Umgebung ist es notwendig, dass Entscheidungen schnell und vor allem dort getroffen werden, wo Kompetenz und Verantwortung liegen. In hierarchischen Systemen sind die Führungskräfte und formalen Entscheider meist zu weit von der tatsächlichen Situation entfernt und werden so zum Flaschenhals der Organisation.

Was macht Delegation aus?

  • Delegation ist ein schrittweiser Prozess. Sie geben die Verantwortung kontrolliert und schrittweise an andere Personen ab.
  • Die Delegation ist kontextabhängig. Man möchte so viel wie möglich delegieren, aber wenn man zu weit geht, kann sich ein Chaos entwickeln.
  • Delegieren ist keine binäre Angelegenheit. Es gibt viele „Grautöne“ zwischen Diktator und Anarchist.

Management 3.0, das von der situativen Führung abgeleitet wurde, bietet uns dagegen 7 Delegationsstufen. Es bietet verschiedene Ebenen, um festzulegen, wer und wie eine Entscheidung getroffen wird: die Führungskraft (Ebenen 1-3), gemeinsam (Ebene 4) oder durch die Mitarbeiter oder Teams (Ebenen 5-7). Die Delegationsstufen von Management 3.0 sind im Einzelnen:

  • Ebene 1: Erzählen
  • Ebene 2: Verkaufen
  • Ebene 3: Beraten
  • Ebene 4: Vereinbaren
  • Ebene 5: Beraten
  • Ebene 6: Erkundigen
  • Stufe 7: Delegieren

Was ist Delegation Poker?

Das Kartenspiel von Jurgen Appelo dient im Wesentlichen dazu, eines der wichtigsten Elemente agiler Führung, die Delegation von Entscheidungen, Schritt für Schritt in einem geschützten Raum zu diskutieren und zu erproben. Das Team soll befähigt werden, sich auf verschiedenen Delegationsebenen selbst zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen.

In konkreten Situationen geht es darum, zu klären, wer welche Aufgaben und Befugnisse hat, und daraus allgemeine Handlungsregeln abzuleiten. Auf diese Weise schafft Delegation Poker Transparenz über den Entscheidungsprozess und entlastet sowohl die Führungsebene als auch die Projektteams und nicht zuletzt den einzelnen Mitarbeiter. Delegation Poker kann so den Diskurs über die verschiedenen Möglichkeiten von Entscheidungsprozessen anregen, Klarheit über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Delegationsstufen schaffen und gemeinsam die bestmögliche Form für die Führungskraft und das Team in einer konkreten Situation finden.

Wie spielt man Delegation Poker?

Jedes Team spielt dieses Spiel anders, daher können Sie sich an einige der allgemeineren Regeln halten, die wir hier mit Ihnen teilen, oder Sie können sich Ihre eigenen ausdenken. Es geht vor allem darum, wie Sie und Ihr Team das Thema Delegation und Selbstorganisation angehen.

Beginnen Sie damit, eine Liste mit vordefinierten Fällen oder Situationen zu erstellen, in denen Sie eine Delegationsrichtlinie erstellen möchten, die festlegt, wer welchen Einfluss hat. Dies kann von der Projektgestaltung und -autorität bis zur Einstellung neuer Teammitglieder reichen.

Die Teammitglieder sollten in Gruppen von drei bis sieben Personen eingeteilt werden. Jedes Teammitglied erhält einen Satz Karten mit den Nummern 1 bis 7, die für die sieben Delegationsstufen stehen.

  • Die erste Stufe entspricht der „Ankündigung“, bei der die Führungskraft ihre Entscheidung dem Team lediglich mitteilt.
  • Auf der zweiten Stufe trifft die Führungskraft die Entscheidung, versucht aber, das Team von der Richtigkeit der Entscheidung zu überzeugen.
  • Auf der dritten Ebene, der „Beratung“, lässt sich der Manager vom Team beraten, bevor er eine Entscheidung trifft.
  • Die vierte Ebene, „Einigung“, zielt auf einen Konsens zwischen dem Team und der Führungskraft ab.
  • Auf der fünften Ebene („Beratung“) verschiebt sich die Entscheidungskompetenz in Richtung des Teams, das nun von der Führungskraft beraten wird.
  • Auf der sechsten Stufe fragt die Führungskraft nur noch nach dem Ergebnis der Entscheidung („Inquire“).
  • Auf der siebten und letzten Stufe, dem „Delegieren“, trifft das Team die Entscheidung eigenständig.

Jeder Spieler wählt nun eine Delegationsstufe aus, die er für angemessen hält. Nachdem sich alle Spieler entschieden haben, werden die Karten aufgedeckt. Die Spieler mit den höchsten und niedrigsten Werten begründen ihre Entscheidung. Das Ziel des Spiels ist es, einen gemeinsamen Konsens zu finden. Das Spiel wird so lange fortgesetzt, bis ein einstimmiges Ergebnis erreicht ist. Dann kann das nächste Szenario weitergespielt werden.

Wie man mit Delegation Poker Transparenz und Selbstorganisation fördert

Mit Delegation Poker können Führungskräfte gezielt Impulse setzen, neue Entscheidungsprinzipien umsetzen und mehr Kompetenzen an ihre Mitarbeiter übertragen. Besonders wertvoll ist dabei die Erkenntnis, dass die Übertragung von Verantwortung nicht nach dem Motto „entweder ich mache es oder du machst es“ gestaltet ist, sondern sich in verschiedenen Abstufungen situationsabhängig manifestiert.

Die Gestaltung von Entscheidungsprozessen stellt den Kernaspekt unterschiedlicher Führungsstile dar, die in ihrer Wirksamkeit vom jeweiligen Kontext abhängen. Welcher Führungsstil gewählt wird, hängt, wie beim Delegation Poker, von den Rahmenbedingungen der verschiedenen Szenarien ab. Das Kartenspiel kann auch genutzt werden, um unterschiedliche Führungsstile bei Mitarbeitern zu testen.

Delegation Poker schafft vor allem Transparenz über die Entscheidungsprozesse und gibt mehr Sicherheit durch die Festlegung von Handlungsrichtlinien, die die Führungsebene und den einzelnen Mitarbeiter entlasten. Klare Handlungsvorgaben bei Entscheidungen ermöglichen selbstorganisiertes Arbeiten und können jedem Mitarbeiter den entsprechenden Freiraum geben. Wichtig ist es, die abgeleiteten Leitlinien als dynamisch und offen für weitere Anpassungen zu betrachten.

Alle Artikel und exklusive Webinare direkt in dein Postfach
Melde dich für unseren Newsletter an und erhalte regelmäßig Artikel und Impulse aus den Bereichen UX, Produktmanagement und Innovation. Kein Spam - Pfadfinderehrenwort!
Auch unsere begehrten Live-Webinare werden nur an Newsletter-Abonnenten kommuniziert.
Du kannst der Verwendung deiner E-Mail-Adresse jederzeit durch Betätigen des Abmeldelinks in von uns gesendeten E-Mails oder eine formlose Mail an lab@interactive-pioneers.de jederzeit widerrufen. Hinweise zum Datenschutz findest Du hier.

Über den Autor

Mit 15 Jahren Erfahrung aus Design, Produktmanagement, Software-Entwicklung, Prozessoptimierung und Strategieberatung liegt mein Herzblut in Innovationsprojekten und Workshop Moderation. Meine Liebe zum Pragmatismus und mein Hekel an nicht wertschöpfenden Dingen zieht sich durch all unsere Leistungen und Projekte. Ich freue mich darauf dich kennenzulernen – vielleicht kann ich auch euch zu mehr Agiltiät und schnelleren Ergebnissen verhelfen.