Die Nennung von „Winnie Puuh“ im Arbeitsleben führt doch regelmäßig zu hochgezogenen Augenbrauen – aber es ist nach wie vor einer meiner effektivsten Workshop-Formate für Teambuildings. In der mittlerweile zwölften Folge vom Podcast Hinterm Tellerrand Links stelle ich (neben dem „This Guy, That Guy“ Ansatz) den Winnie Puuh Workshop im Detail vor. Noch einmal tief im Gedächtnis nach Wissen rund um die Kindergeschichte graben und dann das Team für etwa eine Stunde zusammentrommeln!
Wann lohnt sich diese Methode?
Wenn ein neu zusammen kommt oder über die Zeit wächst wird häufig in Retrospektiven und Team-Meetings am Prozess, dem Tooling und der Organisation gearbeitet – die menschliche Komponente wird leider nur selten betrachtet. Dabei müssen wir einander als Menschen verstehen und akzeptieren, um effektiv gemeinsam arbeiten und uns auch weiterentwickeln zu können. Nur mit einem Verständnis der unterschiedlichen Charaktere und Beweggründe können wir Aussagen, Standpunkte und Reaktionen sinnvoll einordnen.
Als ganz elementar für ein Team erachte ich die Zusammensetzung mit möglichst unterschiedlichen Charakteren. Es geht nicht darum möglichst viele polarisierende Meinungen zu haben, aber es gibt gewisse Charakter-Eigenschaften die in einem funktionierenden Team vorhanden sein müssen. In jedem Team braucht es jemanden der impulsiv und kreativ ist, jemanden mit Verhandlungsgeschick, einen Skeptiker und einen ruhigen Fels – um nur ein paar Ausprägungen zu nennen.
Die Charaktere aus Winnie Puuh sind genau das. Ein Team von extrem unterschiedlichen Charakteren. Das erzeugt manchmal Reibung, aber Ende führt die Vielfalt zur Lösung und die Stärken eines einzelnen können andere Schwächen aus der Gruppe ausgleichen – und vice versa.
Wie läuft der Workshop im Detail ab?
Der Workshop läuft in drei Phasen ab.
- Charakterisierung der Figuren und positive Effekte für das Team. (20 min)
Zunächst sollte sich das Team die einzelnen Figuren aus der Winnie Puuh Welt einmal in Erinnerung rufen und gemeinsam charakterisieren. Welche Charaktere gibt es? Was macht sie aus? Welche Eigenschaften schreibt man ihnen zu? Und jetzt ganz wichtig: Was bringt ein solcher Charakter positives in ein Team ein? - Persönliche Einschätzung bzgl. der vorhandenen Charaktere im Team. (10 min)
Die Teilnehmer des Workshops bewerten einmal welche Winnie Puuh Figur sie sich selbst zuschreiben würden und dann noch einmal für jedes andere Teammitglied. Das passiert in stiller Arbeit. Hier gibt es natürlich kein Richtung und kein Falsch. - Vorstellung und Diskussion der Einschätzungen. (20 – 30 min, je nach Teamgröße)
Reihum stellt jeder vor welchen Charakter aus der Winnie Puuh Saga er für sich am passendsten findet und warum – danach sind die Kollegen dran. Es erfolgt also ein kleiner Realitätscheck im Team. Wichtig ist hierbei, dass alle Einschätzungen auf den positiven Merkmalen der Charaktere beruhen. Wir schreiben also keinem Kollegen die Figur „Winnie Puuh“ vor weil er besonders faul ist…
Was muss ich vorbereiten?
Neben einem Raum und einer Stunde Zeit braucht es nicht viel an Vorbereitung. Dennoch hier ein paar Empfehlungen, um den Workshop noch wertstiftender zu organisieren:
- Raum mit großem Whiteboard nutzen. Dort können die Charaktereigenschaften aus Schritt 1 gesammelt und dokumentiert werden.
- Stühle in einem Kreis anordnen. Die spätere Vorstellung der Einschätzungen funktioniert so deutlich besser und findet stärker auf Augenhöhe statt.
- Zu den einzelnen Charakteren lohnt es sich ein kleines Bild auszudrucken, um den Workshop etwas emotionaler und weniger Whiteboard-getrieben zu gestalten.
Was mache ich wenn die Kollegen Winnie Puuh nicht kennen?
Zugegeben, nicht jede Altersgruppe kennt Winnie Puuh – obwohl die meisten das Format entweder aus der eigenen Kindheit kennen und später mit den eigenen Kindern Berührungspunkte damit hatten oder haben. Zwei Tipps für Gruppen denen Winnie Puuh gar nichts sagt:
- Stattdessen eine andere Figuren-Gruppe nehmen. Zum Beispiel das A-Team oder die Schlümpfe oder… Das Problem bei den meisten mir bekannten Alternativen ist allerdings, dass die Charaktere vor allem Unterschiedliche Fähigkeiten oder Erfahrungen in das Team einbringen. Wir suchen jedoch eigentlich bewusst eine Gruppe die primär durch grundsätzliche Charakter-Eigenschaften unterschieden ist. Daher ist diese Variante nicht meine bevorzugte Alternative.
- Am einfachsten und angenehmsten ist es den Workshop einfach mit einem kurzen Video von Winnie Puuh zu beginnen. Man muss nicht alle Folgen gesehen haben, um ein grundsätzliches Verständnis der Charaktere zu erlangen. Danach kann man als Moderator bei der Charakterisierung etwas stärker mitwirken und die weniger offensichtlichen Merkmale beisteuern.
Folgende Videos von Youtube können wir für den Workshop-Auftakt empfehlen:
- Externe Einschätzung der Charaktere: https://www.youtube.com/watch?v=MJGid9H3R98&ab_channel=JustinWatchesMovies
- Playlist mit vielen 2 – 3 Minuten Videos. Nach 10 bis 15 Minuten sollte man einen guten Überblick haben: https://www.youtube.com/playlist?list=PLfUu_fGMSSot5HwWQhpyaZDsZEz3Xw6Em
Extra: Winnie Puuh und seine Freunde im Schnell-Überblick
Hier eine ganz schnelle Charakterisierung der wichtigsten Figuren. Ich arbeite meistens mit Winnie Puh, Rabbit, Piglet, Eeyore und Tigger (englische Namen), aber es gibt noch ein paar weitere Figuren die man ggf. auch einbinden kann.
Winnie Puuh
- Ruhig
- Liebenswert
- Kuschelig
- Hilfsbereit
- Zurückhaltend
- Etwas einfacher gestrickt
- Geduldig
- Positiv
Rabbit / Hase
- Freundlich
- Ungeduldig
- Selbsteingenommen
- Strategisch und taktisch
- Stur
- Regelkonform
- Hat es gerne ordentlich
- Dominant
- Viel Mitgefühl
Piglet / Ferkel
- Ängstlich
- Aber mutig wenn es darauf ankommt
- lieb
- Zärtlich
- Schüchtern
Eeyore / Ia
- Pessimistisch
- Sarkastisch
- Extrem geduldig
- Vorsichtig
- Kompromissbereit
Tigger
- Fröhlich
- Impulsiv
- Witzig
- Wenig verantwortungsvoll
- Energiegeladen
- Extrovertiert
- chaotisch
- Furchtlos
- optimistisch
- Beschützerinstinkt
Kanga
- Mutterinstinkt
- gütig
- ruhig
- geduldig
- verständnisvoll
- Hilfsbereit
- „Over protective“
Owl / Eule
- Redseelig
- Mentor und Lehrer
- Intelligent aber etwas zerstreut
- Schwingt lange Reden
- Fake it toll you make it
- Zuvorkommend und Gastfreundlich
- Storyteller
Mit 15 Jahren Erfahrung aus Design, Produktmanagement, Software-Entwicklung, Prozessoptimierung und Strategieberatung liegt mein Herzblut in Innovationsprojekten und Workshop Moderation. Meine Liebe zum Pragmatismus und mein Hekel an nicht wertschöpfenden Dingen zieht sich durch all unsere Leistungen und Projekte. Ich freue mich darauf dich kennenzulernen – vielleicht kann ich auch euch zu mehr Agiltiät und schnelleren Ergebnissen verhelfen.